Am Anfang stand die Legende:

 

Um seinen Missionsauftrag zu erfüllen, verkündete der Apostel Jakobus der ältere in Spanien den Glauben. Er hatte jedoch wenig Erfolg und kehrte nach einiger Zeit nach Palästina zurück. Dort erlitt er das Martyrium. Seine Jünger übergaben den Leichnam des Apostels nach der Enthauptung einem Schiff ohne Besatzung das später in Galizien anlandete. Der Leichnam wurde von Einheimischen weiter im Landesinneren begraben. Das Grab geriet in Vergessenheit und wurde erst anfangs des 9. Jahrhunderts wieder entdeckt.

Und zwar auf einem Feld, “Compo“ durch den Hinweis eines leuchtenden Sterns, “Stella“. So erhielt Santiago, “Sankt Jakob“ de Compostella seinen Namen.

Nach der Wiederentdeckung wurde über dem Grab eine Kapelle errichtet, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale. Um sie herum entwickelte sich der Pilgerort Santiago de Compostela zu dem die Jakobswege führen. 

1. Etappe: Neuenbuch - Stadtprozelten - Mondfeld - Wertheim

Länge der Tagesetappe: 20 km   

Meine Pilgerreise beginnt an Ostern 2018 in Neuenbuch, meiner Wahlheimat im Landkreis Miltenberg im Südspessart.

Die Gemeinde Neuenbuch ist ein kleines Spessartdorf mit rund 400 Einwohnern. Der Überlieferung nach wurde es im 14. Jahrhundert von 7 Bauern gegründet. Unterlagen über die Entstehung liegen jedoch nicht vor. Heute ist Neuenbuch ein Stadtteil von Stadtprozelten. Der Ort liegt malerisch in einem Talkessel und wird von einer kleinen Kirche aus Sandstein überragt. Deren Baustil von außen eher einer Wehrkirche gleicht, im Inneren jedoch Barock ausgestattet ist. Von den Einwohnern selbst gebaut, konnte sie am 04. Oktober 1936 eingeweiht werden.

Ein kurzes Stück über Streuobstwiesen bis zum nahegelegen Wald geht es anschließend steil hinab zur Burgruine “Henneburg“. Eine knappe halbe Stunde von Neuenbuch entfernt.

Die Henneburg, die heute als Ruine erhalten ist, wurde als "Burg Prozelten" von den Schenken von Clingenburg erbaut. Der mächtige Berfried (12. Jahrhundert) ist der älteste Teil, der östliche Palas stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. 
Zusammen mit der Stadt Stadtprozelten und dem Umland wurde sie 1275 an die Grafen von Hanau-Wertheim verkauft. Später kam sie an den Deutschen Orden und 1483 an das Erzstift Mainz. Zu einer Festung ausgebaut wurde die Burg vom Deutschen Orden, der im 14. und 15. Jahrhundert den westlichen Palas, den kleinen Bergfried, die Ringmauer mit ihren Türmen sowie den unterirdischen Wehrgang errichten ließ.
Man zählt die Henneburg heute zu den schönsten Burgruinen in Deutschland. König Ludwig I. von Bayern verdanken wir es, dass die Anlage heute relativ gut erhalten ist. Denn er ließ bereits im 19. Jahrhundert Sicherungsarbeiten an der Burg vornehmen. Man sollte sich für einen Besuch ruhig etwas mehr Zeit lassen, denn es gibt einiges zu entdecken. Zwei Türme können bestiegen werden und bieten eine brillante Aussicht auf die Umgebung.

In wenigen Minuten führt ein schmaler Pfad in die Altstadt von Stadtprozelten.

Stadtprozelten, im engen Maintal gelegen, spiegelt seinen mittelalterlichen Charakter in den Fachwerkhäusern entlang der Hauptstraße und dem historischen Rathaus von 1520 wieder. Oft wechselte die Stadt ihre Besitzer. Am stärksten prägte die Herrschaft des Deutschen Ordens im 14. und 15. Jahrhundert die Geschichte der Stadt. Der Orden kaufte in der Zeit seiner Herrschaft die Besitzungen Stück für Stück von den Grafen von Wertheim sowie von den Grafen von Hanau auf. Später ging Stadtprozelten im Tausch an die Mainzer Bischöfe, die dem Deutschen Orden dafür zwei Ämter am Neckar und an der Bergstraße überließen. 

Der Main bildet hier die Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Mit der Fähre gelange ich auf die andere Seite nach Mondfeld.

Mondfeld gehörte, ebenfalls wie Stadtprozelten, zum Kurfürstentum Mainz und unterstand der kurmainzischen Kellerei Prozelten sowie dem Oberamt Miltenberg. Ab 1813 wurde Mondfeld dem damaligen Landamt Wertheim zugeteilt. Seit Aufhebung des Bezirksamts Wertheim (1936) zählte die Gemeinde zum Bezirksamt bzw. ab 1938 Landkreis Tauberbischofsheim (heute Main-Tauber-Kreis). Mondfeld ist weit bekannt für seinen großen Karnevalsumzug, was durchaus auf die frühere Zugehörigkeit zu Mainz hindeutet.   

Durch die Ortschaft hindurch dann steil bergauf geht es in den Schenkenwald. Hier treffe ich zum ersten Mal auf den Jakobsweg. 

Im Jahr 2009 wurde der Jakobsweg “Main-Taubertal“ ausgewiesen. Er führt von Miltenberg am Main über Wertheim durch das Taubertal bis nach Rothenburg ob der Tauber. Wobei er weite Strecken gemeinsam mit dem Europäischen Fernwanderweg E 8 und dem Main-Donau-Weg benutzt und dient als Zubringerweg zum “Fränkisch-Schwäbischen-Jakobsweg“.

In leichtem Auf und Ab, immer auf der Höhe über dem Maintal bleibend und zum Schluss steil bergab, geht es in etwa 2 Stunden nach Wertheim. Hier erhalte ich in der Touristeninformation, Gerbergasse 16, den ersten Stempel in meinen Pilgerpass.

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© Klaus Drägerhof